In der Wissenschaftstheorie des letzten halben Jahrhunderts stand in alter Tradition stets die Frage im Vordergrund, welche Anforderungen an Meinungen gestellt werden müssen, um sie als Wissen im Sinne der Wissenschaften zu qualifizieren. Nachdem gezeigt wurde, dass sich auch zu den anspruchsvollsten Kriterien des Wissens immer noch Gegenbeispiele anführen lassen, die wir im intuitiven Sinne nicht als Kandidaten für Wissen bezeichnen würden, konnte man sich dahingehend zufrieden geben, dass wir zwar nicht über garantierende, wohl aber über autorisierende Kriterien für Wissen verfügen. Damit war andererseits klar, dass Formen des Nichtwissens in der Philosophie notwendig präsent bleiben. Die vorliegende Arbeit tastet die Spielräume, in denen ein Nichtwissen geradezu konstitutiv ist - also Zonen geschichtlicher Vergewisserung im Gegenwärtigen, auch Zonen heuristischer Bemühungen im Alltag und im Vorfeld von Wissenschaften - ab und analysiert sie in cusanischer Tradition als Mischformen von Wissen und Nichtwissen.
Über den Autor Wolfram Hogrebe
Wolfram Hogrebe ist seit 2013 Professor emeritus für Philosophie an der Universität Bonn, vorher war er Professor für Philosophie an der Universität Düsseldorf und Jena. Zudem ist er Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien, von 1999-2003 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie. Zahlreiche Buchpublikationen zuletzt bei K&N: Phänomen und Analyse. Grundbegriffe der Philosophie des 20. Jahrhunderts in Erinnerung an Hegels Phänomenolologie des Geistes (2008).