Mit seiner aggressiven Berlin-Politik - Ultimatum 1958 und Mauerbau 1961 - ging der sowjetische Partei- und Regierungschef Chruschtschow ein Risiko ein, das sich kaum noch kalkulieren ließ. Die sowjetischen Quellen belegen, dass die sowjetische Führung in der zweiten Berlin-Krise vor allem unter Beachtung militärstrategischer Gesichtspunkte agierte. Infolgedessen eskalierte der Rüstungswettlauf derart, dass die sowjetische Rüstungsindustrie kostspielige Waffenprojekte auch gegen die gesamtwirtschaftlichen Interessen der Staatsführung durchsetzen konnte. Der militärisch-industriell-akademische Komplex in der Sowjetunion ist daher der eigentliche Gewinner der zweiten Berlin-Krise.
Über den Autor Matthias Uhl
Matthias Uhl (geb. 1970) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Moskau und gilt als einer der besten Experten für die Geschichte des Kalten Krieges sowie der sowjetischen und russischen Geheim- und Nachrichtendienste.
Uhl publizierte als (Mit-)Herausgeber "Das Buch Hitler" (erschienen 2005 und in 29 Sprachen übersetzt) und "Die Organisation des Terrors. Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943-1945".