Das Jahr 1887 ist das Jahr davor, in dem es noch so scheint, als würde sich alles in liberalen Formen weiterentwickeln. Im Folgejahr aber wird Wilhelm II. zum Kaiser, und Deutschland geht weiter auf einem anderen Weg. Für die jüdische Familie hinter der erfolgreichen Berliner Militäreffektenhandlung Trier-Andernach wird 1887 auch privat zu einem besonderen Jahr: Als am Neujahrstag bekannt wird, dass sich die junge Lotte Andernach mit ihrem Jugendfreund Ferdinand Rauch verloben möchte, wird ihrem Großvater mulmig bei dem Gedanken an diese jüdisch-christliche Verbindung. Alle halten dies für unsinnig, aber Lotte und Ferdinand gehen probeweise auseinander - wer weiß, ob es nicht verlockende andere Möglichkeiten gibt? -, während hinter der restlichen Familienfassade Verbindungen existieren und entstehen, die gelinde gesagt etwas überraschend sind.
Wilhelm Speyers opulenter Roman ist das wohl humorvollste und ergreifendste Porträt dieser Zeit und ihrer Menschen, ein äußerst lebensvolles und facettenreiches Gesellschaftsbild, in dem auch schon die politische Zukunft und der aufkeimende Antisemitismus ihre Schatten werfen.
Über den Autor Wilhelm Speyer
Wilhelm Speyer:Wilhelm Speyer (1887-1952) war ein deutscher Autor. Ein Großteil seiner Werke erschien zur Zeit der Weimarer Republik. Nach dem zweiten Weltkrieg, den Speyer aufgrund seiner jüdischen Herkunft im Exil verbrachte, geriet der Autor weitgehend in Vergessenheit. Lediglich seine Jugendromane wurden noch einmal in größerer Zahl aufgelegt.Michael Rieck:Der Herausgeber ist Berliner Autor und Journalist.